Lieder erinnern an Jugend

Frühlingsfest – Klaus Link baut mit Musik Brücke zu Demenzkranken

WORMS. „Wir im Altenheim wollen nie vergessen werden, vergesst uns nie!“ Der Mann mit der Weste und dem Sonnenhut singt diese Zeilen voller Inbrunst, schlenderd schäkernd durch die Reihen im EWR-Kesselhaus und drückt den Alten aufmunternd die Hand.

Klaus Link will beim „Frühlingsfest für Senioren” mit bekannten Volksliedern all denen Glücksmomente schenken, die selbst immer ein Stückchen mehr von ihrer eigenen Geschichte vergessen. Die Musik, findet der Sänger, sei eine ideale Brücke zu Demenzkranken: „Wenn die Menschen die alten Lieder hören, erinnern sie sich an ihre Jugend.“

Mit den „Caprifischern“, „Lilli Marleen“ oder „Sierra Madre“ versucht Link, die alten Zeiten zurückzuholen. Über 300 Senioren aus verschiedenen Heimen in Worms sind gekommen. Das Durchschnittsalter schätzt Link auf 80 Jahre, mit seinen 61 Lenzen geht er da glatt noch als Jungspund durch. Da hätte man eigentlich vermuten können, dass das Frühlingsfest einen ruhigen und beschaulichen Verlauf nehmen sollte – doch wer so denkt, kennt die Wormser Senioren nicht.

Die Stimmung im Saal ist ausgesprochen gut, heiter bis ausgelassen. Das ein oder andere Tänzchen wird gewagt. Alle singen mit, vor allem, wenn Link Ihnen direkt das Mikrofon hinhält und sie zum Mitsingen animiert. „Wir gehören zusammen. Wie der Wind und das Meer“, schmettert die Rentnerin mit dem rot gefärbten Schopf ins Mikro, auch die Rollstuhlfahrerin neben ihr stimmt mit ein. Der Refrain von „Am Golf von Biskaya“ sitzt, das entsprechende Liederbuch braucht es da gar nicht. Die älteren Damen haben inzwischen ein Funkeln in den Augen, es steht ihnen gut.

Klaus Link, der neben dem Sängerpart auch die Last des Hauptorganisators trägt, ist sichtlich begeistert: „Es ist wunderbar. Nur noch Heesters mit seinen 106 Jahren fehlt.“ Im Hauptberuf leitet der 61-Jährige seit über 20 Jahren das „Altenpflegezentrum Osthofen“. Zusammen mit der Pflegeeinrichtung hat Link das Frühlingsfest auf die Beine gestellt. In Osthofen werden überwiegend Schwerstpflegebedürftige betreutt. Deshalb konnte Link nur wenige ältere Menschen aus „seinem“ Heim mitbringen. Doch auch ohne eigene „Fan-Basis“ hatte der Musiker die Senioren für sich gewonnen, zumal sich noch weitere Shownummern angesagt hatten. Der „Russisch-Deutsche Kulturverein“ sorgte mit Tanzdarbietungen für Hingucker, das „Team der sozialen Betreuung“ des Altenpflegezentrums ließ im buchstäblichen Sinne die Puppen tanzen und die Altenpflegeschüler der Karl-Hofmann-Schule machten ebenfalls Betrieb auf der Bühne.

Für Klaus Link war das Frühlingsfest die Premiere im Kesselhaus. Bisher hatte der Sänger ähnliche Veranstaltungen im „Hagenbräu “oder der „Kaiser Passage“ durchgeführt.

Quelle: Wormser Zeitung

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